Der Feind – mein Verbündeter (3): der Mücken-Flüsterer

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Wenn du glaubst, zu klein zu sein, um Einfluss zu haben –
schlaf mit einer Mücke im Zimmer!

Dalai Lama

Sie sind klein. Penetrant. Und überall.
Blutrünstig vor allem, wenn die Luft steht, und in der Dämmerung. Verderben einem die Entspannung. Fressen dich auf! Und hinterlassen giftige Beulen, die sich rot entzünden, wenn man kratzt. Und kratzen muss man! Diese Plage des skandinavischen Sommers. Ha!! – die kann mich nicht mehr stechen – Tod diesen Monstern!
Du kennst das? Autan hat nicht geholfen?

Nun, die beste Erste Hilfe bei juckenden und entzündeten Stichen, die ich fand, ist Ringelblumensalbe.
Hier ist das Rezept.
Draufschmieren, aufatmen. Entspannter jetzt.
Und raus aus dem Teufelskreis!

Denn die Energie folgt der Aufmerksamkeit…

…In diesem Fall, Ärgerenergie. Leiden. Empörung! Hass!? Auf sowas Kleines, unbedeutendes. Und der Körper reagiert auf das Gift, das der Mücke die Blutmahlzeit sichert: Histamin wird ausgeschüttet, die Gefässe erweitern sich, das Gewebe um den Einstich schwillt an. Das Gift soll dadurch verdünnt werden. Dünner ist weniger bedrohlich. Und so breitet sich das Jucken aus. Das Kratzen erweitert die Irritation: die Energie folgt der Aufmerksamkeit!

Während meiner ersten Jahre in Skandinavien reagierte ich auf die hiesigen Mückenstiche mit manchmal faustgrossen Beulen. Und abgesehen von meinem Erste-Hilfe-Rezept brachte mich das auf dem Gedanken, dass es sich hier um einen biologischen Abwehrmechanismus des Fremden handelt. Fremd ist bedrohlich. Bedrohung macht Angst. Angst lässt einen überreagieren. Und das Ganze ist hier ein körperlicher Prozess, denn ANGST hat man ja nicht vor einer Mücke. Sie NERVT. Der biologische Prozess ist derselbe. Die Mücke ist Feind. Feinde werden bekämpft!

Gut. Wir haben nun mit der Kraft der Ringelblume unsere sensiblen Nerven etwas beruhigt und können den Fokus von der Verwundung nehmen, um zu reflektieren.

Anpassung an das Ökosystem

Viele „Ureinwohner“ von mückenreichen Gegenden scheinen kaum auf die blutsaugenden Tierchen zu reagieren, obwohl sie auch nicht weniger heimgesucht werden. Finne Jukka sitzt kurzbehost in der Dämmerstunde bei Drink und Plausch vor seiner mökki (Hütte) am See, während sein deutscher Gast Hans sich geplagt in Wolken von Autan und Dschungelöl einhüllt, um doch bald einzusehen, dass es im Freien keinen wirksamen Schutz gegen die „Finnish Air Force“ gibt…

Jukkas Organismus ist schon vertraut mit den Proteinen, den Informationen über das lokale Ökosystem, die von den dortigen Mücken übertragen werden. Der Abwehrmechanismus wird durch sie nicht angefordert. Auch er wird gestochen, aber er reagiert gelassener – die Mücken gehören für ihn zum Sommer dazu, und der hat ihm so viel Angenehmes zu bieten…
und tatsächlich, mit den Jahren und dem Nahkontakt zur umgebenden Natur nahm meine Reaktion auf die Mückenstiche auch ab!

Heisst das, dass man also am Besten in der Heimat aufgehoben ist, wo weniger unbekannte Faktoren und „Feinde“ auf einen einstürmen?
Biologisch gesehen, ja. ABER…

Ein neuer, phänomenaler Blickwinkel eröffnete sich uns in diesem Sommer:

Das Stichwort ist „Gelassenheit“. Thorsten, genau wie vorher Jason, die sich freiwillig der Verletzung ihrer Integrität aussetzten, lernten dabei, dass sie gar nicht wirklich verletzt wurden. Und in ihren Körpern wurde kein Kampfprogramm hervorgerufen – keine nennenswerten juckenden Beulen!

Wie viel von unserer Verletzlichkeit und unserem Leid stammt demnach von unseren eigenen Vorstellungen und Befürchtungen?
Manchmal reicht einfach schon eine kindliche (oder wissenschaftliche) Neugier und Offenheit für Erfahrungen aus, um den Paradigmenwechsel einzuleiten…

Hast Du schon eigene Erfahrungen mit veränderten Reaktionen (von Dir selbst oder Deiner Umwelt) auf Gelassenheit, Freundlichkeit, Neugierde gemacht?

Hier habe ich noch einmal genau beschrieben, wie diese das Bewusstsein für neue, effektivere Strategien öffnenden Techniken funktionieren, und wie Du das ab jetzt für Dich nutzen kannst!

Von Kora am 1. Dezember 2012 um 17:16 unter Ein- & Aussichten, leichter lernen, Permakultur
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5 Antworten

  1. Walter sagt:

    Hallo Kora,
    herzlichen Dank für eure tolle Dokumentation. Das ist ein gutes „Lehrbeispiel“ auch für andere „gefährlichen“ Angriffe wie Wespen, Bienen oder andere Gefahren aus der Natur oder dem Zusammenleben!

    3. Dezember 2012 um 09:27



  2. Birte sagt:

    Dann muss ich das wohl nächsten Sommer mal mit den Bremsen hier probieren. Allerdings tut es schon so weh, wenn die stechen, dass man sich automatisch aufregt… 😛

    3. Dezember 2012 um 22:11



  3. Kora sagt:

    Ja Birte, da geht es darum diese Automatik zu hinterfragen und nachzufühlen, was in Dir es ermöglichen kann, das bewußt mal zuzulassen, so wie Thorsten das erst konnte, als er sich in der Beziehung einmal freiwillig Fesseln anlegen ließ…
    Wenn sie Dich unvorbereitet erwischen, dann läuft Dein automatisches Programm ab, und das ist gut so! Es geht um Deine Voreinstellung. Das kann Neugierde sein mit dem Fokus darauf, was da wirklich passiert, oder auch die lebhafte bildliche und sensuelle Vorstellung, wie und wodurch Du nun geschützt bist vor dieser Verletzlichkeit – zB einen Zaubermantel, der Stiche sofort in Küsse verwandelt ;-)). Das heißt, Du mußt Dir etwas besseres, Dir wichtigeres anzubieten haben als den alten Automatismus.
    Das gilt für Bremsenstiche wie für Spritzen beim Arzt…

    LG Kora

    4. Dezember 2012 um 11:16



  4. Birte sagt:

    „zB einen Zaubermantel, der Stiche sofort in Küsse verwandelt“

    Das wäre einen Versuch wert… Nächsten Sommer werde ich wohl die meistgeküsste Person Deutschlands sein. *grins*

    4. Dezember 2012 um 17:02



  5. Jennifer sagt:

    Ganz großartig! Super <3

    14. Januar 2016 um 18:52



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