Geld ist geil ! ? (1): Finanzielle Freiheit

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Geld ist in aller Munde. Seit dem Zusammenbruch der Investmentbank Lehman Brothers im September 2008 mit ihren globalen Folgen leben wir in einer Zeit permanenter Krisenmeldungen aus der Wirtschaft. Interessanterweise mehren sich parallel dazu die Publikationen, die mit finanzieller Freiheit und passivem Einkommen das Paradies auf Erden versprechen. Was steht dahinter? Und was kann überhaupt funktionieren?

Eine Million auf dem Konto – und ich bin frei?

euro_run_300x206Vor kurzem sah ich eine Umfrage: „Nie wieder arbeiten – wieviel Geld muss man dafür sparen?“ [1] Auch wenn die Umfrage mit Sicherheit nicht repräsentativ war, so gibt sie uns doch einen Anhaltspunkt, in welchen Grössenordnungen wir in dieser Fragestellung denken. Knapp 16% meinten, 500.000 EUR sollten ausreichen. Knapp 24% hielten 1 Million EUR für ausreichend. Immerhin gut 27% vertraten dagegen die Auffassung, es sollten schon 5 Millionen EUR oder mehr sein. Lass uns einmal den Millionärs-Gedanken verfolgen.

Nun bist Du also stolzer Besitzer von einer Million Euros (wo auch immer sie herkommen mögen). Rechtlich gesehen bist Du frei, Dein Geld einfach unter das Bett zu legen für „schlechte Zeiten“. Oder für irgendwann später, wenn Du Dir etwas besonderes gönnen möchtest.

Im praktischen Gebrauch ist Geld ein Zwischentauschmittel, das sich von anderen Tauschmitteln dadurch unterscheidet, dass es nicht unmittelbar den Bedarf eines Tauschpartners befriedigt, sondern auf Grund allgemeiner Akzeptanz zu weiterem Tausch eingesetzt werden kann [2]. Deine Million (die unter dem Bett liegt) fehlt jetzt in diesem Kreislauf als Tauschmittel. Na und?

Ca. 1% der deutschen Bevölkerung sind Euro-Millionäre [3]. Würden sie alle – so wie Du im Beispiel – ihre jeweilige Million unter dem Bett behalten, würden 800 Milliarden EUR im Geldumlauf fehlen. Zum Vergleich: In Deutschland waren 2011 ca. 227 Milliarden EUR in Bargeld im Umlauf. Wir sehen also, schon unter den jetzigen Verhältnissen würde unser Geldsystem in Deutschland kollabieren, würden wir die bestehenden Vermögen nicht im Umlauf halten. Nun könnte der Staat theoretisch natürlich das vorübergehend aus dem Verkehr gezogene Bargeld nachdrucken, um die Umlaufmenge konstant zu halten. Was passiert aber, wenn das Bargeld der Millionäre irgendwann wieder in Umlauf kommt? Dann ist zwar die Geldmenge insgesamt erhöht. Auf der anderen Seite bleibt hingegen die Menge der potentiell zu kaufenden Güter und Dienste erst einmal konstant. Das Geld verliert also an Wert.

Dieses Problem wurde natürlich schon früher erkannt. Und so kam man auf die smarte Formel:

Geld muss arbeiten

Nun, es gibt wohl keinen Menschen auf der Welt, der wirklich schon einmal gesehen hat, wie Geld arbeitet. Es liegt nämlich in der Natur des Geldes, dass es als Tauschmittel lediglich passiv hin und her verschoben wird. Die eigentliche Arbeit liegt hinter dem Vorgang des Transfers und wird von Menschen ausgeführt.

Jetzt sitzt Du also hier mit Deiner Million, die „arbeiten“ soll. Entweder vertiefst Du Dich persönlich in die Fragestellung, wie Du Dein Vermögen anlegen oder investieren möchtest. Recherchen, Meetings, Entscheidungsprozesse usw. In diesem Falle vermindert sich Dein Anteil ungebundener Lebenszeit. Oder Du lässt einen Berater die Arbeit machen. Dieser erwartet dann natürlich von Dir eine Entgeltung, denn er bindet ja auch einen Teil seiner Lebenszeit für Dich. Kurzum: Dein Besitz verursacht einen organisatorischen Mehraufwand und vermindert die Zeit zur freien Gestaltung – so oder so.

Die andere Seite der Münze

instability_300x216Die smarte Formel „Geld muss arbeiten“ würde für sich alleine wohl keinen Millionär aus seiner Hängematte holen. Was das „arbeitende Geld“ richtig attraktiv macht, ist die Aussicht, dass es sich bei seiner „Arbeit“ auch noch vermehrt. Rendite [4] heisst die Zauberformel, getragen von einem Glaubenssystem stetigen Wirtschaftswachstums.

Nun haben wir oben schon einen Blick auf den Geldumlauf geworfen. Um die dauerhafte Funktion des Geldes als Tauschmittel gewährleisten zu können, muss die im Umlauf befindliche Geldmenge in einem relativ konstanten Verhältnis zur Menge der potentiell zu kaufenden Güter und Dienste stehen.

Was passiert also, wenn Du am Ende des Jahres die Zinsabrechnung von Deiner Bank für Dein eingesetztes Vermögen bekommst? Klar, Du machst Plus. Bei einer konstanten Geldmenge muss dann logischerweise ein anderer Minus machen. Das ist das Grundprinzip der Buchführung: Die Summe aller Transaktionen bleibt Null.

Und damit beginnt die Spirale von Zins und Zinseszins sich beständig nach oben zu drehen. Das, was Dir jetzt Tag für Tag in den Medien als Eurokrise präsentiert wird, ist die Spitze einer Entwicklung, bei der Gewinnen und Verlieren aus dem notwendigen gesunden Gleichgewicht geraten sind [5].

Steht Deine „finanzielle Freiheit“ mit der Freiheit Deiner Mitmenschen im Widerspruch, ist der Konflikt auf die Dauer unvermeidlich.

Was willst Du denn wirklich?

Es ist offenkundig, dass der Begriff „finanzielle Freiheit“ nicht wirklich den Umstand beschreibt, den Du erreichen möchtest. Was ist also Dein eigentliches Ziel?

Lass mich ein Beispiel nennen: Ein Mann Anfang 50 kauft einen roten Ferrari. Warum tut er das?

a.) Er will schnell von A nach B kommen.
b.) Er will seinen Reichtum zeigen.
c.) Er will Autorennen fahren.
d.) Er will Frauen imponieren.
e.) Er will den Wagen im Museum ausstellen.

Ich habe Dir hier auf Anhieb fünf vollkommen unterschiedliche Beweggründe, die alle in derselben Zielhandlung münden. Was ist nun Dein wahrer Beweggrund für „finanzielle Freiheit“?

Der Schritt in die Freiheit

Umgekehrt führen natürlich auch verschiedene Wege zum gleichen Ziel. Hast Du Dein wahres Ziel erst einmal identifiziert, kommt für Dich die Herausforderung, Wege dorthin zu finden.

Siehst Du nur einen einzigen Weg, der Dich zu Deinem Ziel führt, dann ist dieser Weg alternativlos. Findest Du einen zweiten Weg, so hast Du die Freiheit der Wahl. Je mehr Wege zu Deinem Ziel führen, desto grösser ist Deine Freiheit.

Ich persönlich bevorzuge es, mindestens drei gleichwertige Alternativen zu erarbeiten, die mich zu meinem Ziel führen. Dieses Grundprinzip fördert sowohl meine Kreativität als auch mein Improvisationstalent.

Welche Wege führen Dich in Deine Freiheit?

Von Thorsten am 22. März 2013 um 20:27 unter Ein- & Aussichten, Gesellschaft
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